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Alexander Meyer B.Eng.
Teamleiter | Vertrieb

15
August
2025
4 Minuten

Klimaschutzbericht 2025: Budget eingehalten – Ziele dennoch verfehlt

Nachhaltig

Die Bundesregierung hat den Klimaschutzbericht 2025 vorgelegt. Darin wird deutlich: Zwar sinken die Treibhausgasemissionen in Deutschland weiter, und das Emissionsbudget bis 2030 wird voraussichtlich eingehalten. Dennoch reichen die bisherigen Maßnahmen nicht aus, um das Klimaschutzziel für 2030 – eine Reduktion der Emissionen um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 – vollständig zu erreichen. Aktuell wird eine Zielverfehlung von rund zwei Prozentpunkten prognostiziert.
Trotz dieser Lücke sieht das Klimaschutzgesetz derzeit keine verbindliche Nachsteuerung vor, da die kumulierten Emissionen aller Sektoren zwischen 2021 und 2030 das festgelegte Gesamtbudget nicht überschreiten.
Ein Blick in die einzelnen Bereiche zeigt große Unterschiede: Die Energiewirtschaft wird ihre Ziele sogar übertreffen, während insbesondere im Verkehr und im Gebäudesektor deutliche Defizite erwartet werden. Zudem stellt der Bericht fest, dass Deutschland die Vorgaben der EU-Lastenteilung (Effort Sharing Regulation) klar verfehlen wird.

Hintergrund: Das Bundes-Klimaschutzgesetz

Das Bundes-Klimaschutzgesetz definiert verbindliche nationale Klimaziele: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um mindestens 65 Prozent sinken, bis 2040 um mindestens 88 Prozent. Spätestens 2045 soll Deutschland treibhausgasneutral sein.
Zur Einhaltung dieser Ziele wird eine sektorübergreifende Gesamtrechnung durchgeführt. Grundlage sind festgelegte Jahresemissionsgesamtmengen – sogenannte Emissionsbudgets – für alle Sektoren zusammen. Wird in einem Jahr das jeweilige Budget überschritten, werden die verbleibenden Budgets bis zum Zieljahr 2030 entsprechend gekürzt.
Zwar nennt das Gesetz weiterhin sektorspezifische Jahresemissionsmengen, etwa für Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude und Verkehr, doch seit der jüngsten Novelle haben diese an Bedeutung verloren. Maßgeblich für eine verpflichtende Nachsteuerung sind nun Projektionen der Gesamtemissionen.
Zeigen diese Projektionen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, dass die Summe der Emissionen von 2021 bis 2030 das zulässige Gesamtbudget überschreiten wird, muss die Bundesregierung zusätzliche Maßnahmen beschließen. Die Projektionen basieren auf Schätzungen zukünftiger Emissionen und berücksichtigen bereits beschlossene politische Instrumente und Maßnahmen. So soll frühzeitig erkennbar werden, ob und wann nachgesteuert werden muss.

Auswertung des Klimaschutzberichts 2025

Im Jahr 2024 sind die gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland um rund 23 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente gesunken – ein Rückgang von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit insgesamt 649 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten liegt das Ergebnis deutlich unter der angepassten Jahresemissionsgesamtmenge für 2024. Hauptgrund hierfür ist der starke Rückgang der Emissionen in der Energiewirtschaft, vor allem durch den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung sowie einen Netto-Überschuss beim Stromimport.
Anders sieht es in den Sektoren Gebäude und Verkehr aus: Beide überschritten ihre Jahresemissionsmengen erneut deutlich. Aufgrund der letzten Änderung des Klimaschutzgesetzes hat dies jedoch keine verpflichtenden Korrekturmaßnahmen mehr zur Folge, da sich der Nachsteuerungsmechanismus nun auf die gesamte Jahresemissionsmenge bezieht und nicht mehr auf einzelne Sektoren.
Ein Blick in die Zukunft zeigt laut den Projektionsdaten 2025: Deutschland wird das Klimaziel für 2030 – eine Reduktion der Emissionen um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 – voraussichtlich knapp verfehlen. Stattdessen wird aktuell ein Rückgang um 63 Prozent erwartet. Auch für 2040 deutet sich eine Lücke an: Das Ziel einer Reduktion um 88 Prozent würde nach aktuellem Stand um acht Prozentpunkte verfehlt. Zudem wird nicht damit gerechnet, dass Deutschland bis 2045 vollständig treibhausgasneutral wird – prognostiziert werden Restemissionen von rund 204 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten.

Jahresemissionsmengen 2021–2024 deutlich gesenkt

Der Expertenrat für Klimafragen stellt in seinem Prüfbericht vom 15. Mai 2025 fest: Für den Zeitraum 2021 bis 2030 wird das Emissionsbudget voraussichtlich mit einem Puffer von 81 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent eingehalten. Grund dafür ist vor allem die Reduktion der Jahresemissionsmengen zwischen 2021 und 2024. Nach Einschätzung des Expertenrats sind diese Rückgänge größtenteils auf Krisenjahre und Sondereffekte in den Jahren 2021 bis 2023 zurückzuführen.
Die Berechnung der Jahresemissionsgesamtmengen erfolgt sektorenübergreifend – Überschreitungen in einzelnen Bereichen können somit durch Unterschreitungen in anderen Sektoren ausgeglichen werden. So werden die Energiewirtschaft, Industrie, Landwirtschaft sowie der Bereich Abfallwirtschaft und Sonstiges ihre kumulierten Ziele bis 2030 übertreffen. Dagegen drohen die Sektoren Verkehr und Gebäude ihre Zielvorgaben deutlich zu verfehlen.
Problematisch bleibt auch die europäische Perspektive: Nach den aktuellen Projektionsdaten 2025 wird Deutschland die Vorgaben der EU-Lastenteilung (Effort Sharing Regulation) nicht erfüllen. Diese schreibt verbindliche jährliche Emissionsziele für bestimmte Sektoren von 2021 bis 2030 vor. Werden diese Ziele auch unter Nutzung der vorgesehenen Flexibilitätsmechanismen nicht erreicht, muss Deutschland Emissionszuweisungen von anderen Mitgliedstaaten erwerben. Ob dafür genügend Zuweisungen verfügbar sein werden – und zu welchem Preis – ist derzeit unklar.

Fazit

Deutschland wird seine Jahresemissionsgesamtmengen bis 2030 voraussichtlich einhalten. Laut Hans-Martin Henning, Vorsitzender des Expertenrats für Klimafragen, ist dies jedoch vor allem dem Puffer aus den Jahren 2021 bis 2024 zu verdanken – bedingt durch die Corona-Pandemie und die schwache Wirtschaft. Ohne diesen Vorteil wäre bis 2030 wahrscheinlich eine deutliche Überschreitung des Emissionsbudgets zu erwarten gewesen.
Besonders die Sektoren Gebäude und Verkehr müssen ihre Anstrengungen deutlich erhöhen. Andernfalls drohen ab 2027, mit dem Start des EU-Emissionshandelssystems ETS 2, spürbare Preisanstiege.
Kritisch bleibt, dass die übergeordneten Klimaziele für 2030, 2040 und 2045 derzeit nicht in Reichweite sind. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, den die Bundesregierung im Klimaschutzprogramm 2025 angehen muss, das bis Ende März 2026 beschlossen werden soll.

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